Großes Kino auf Chinesisch in Berlin – Berlinale 2016

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Insgesamt dreizehn Filme vom chinesischen Festland, aus Hongkong und aus Taiwan werden auf der 66. Berlinale zu sehen sein, die vom 11. bis 21. Februar 2016 in vielen Filmhäusern Berlins stattfindet. Hier erfahrt Ihr, was Euch erwartet.

Während Hollywood vermutet, dass China vielleicht schon im nächsten Jahr der größte Film-Markt der Welt sein wird, zeigen chinesische Filmemacher immer wieder, dass in China nicht nur Blockbuster gesehen, sondern auch gedreht werden. Diese Erkenntnis muss auch hierzulande angekommen sein, seit sich vor zwei Jahren der Film-Noir “Feuerwerk am hellichten Tage” des Regisseurs Diao Yinan gegen “Grand Budapest Hotel” durchsetzte und den Goldenen Bären als bester Film in die Volksrepublik brachte. Insbesondere Hauptdarsteller Liao Fan, der im beißend komischen Action-Western “Let the bullets fly” noch eine Nebenrolle spielte, schien die Jury überzeugt zu haben und gewann den Silbernen Bären für seine tragische Rolle als frustrierter Ex-Polizist. Auf filmtechnischer Seite ging ein weiterer Silberner Bär für beste Kamera 2014 an die chinesisch-französische Produktion “Tui Na”.

Nachdem im letzten Jahr nicht an diese Erfolge angeknüpft werden konnte, liegen alle Erwartungen auf “Crosscurrent”, dem einzigen chinesischen Film der 2016 für den goldenen Bären ins Rennen geht. Das Werk von Regisseur Yang Chao, der auf der Berlinale zum ersten Mal gezeigt wird, folgt dem Frachterkapitän Gaochun bei seiner zunehmend fantastischen Reise zum Ursprung des Yangtze auf den Spuren einer Frau und dem Geheimnis eines mysteriösen Gedichtes (Chinesische Zusammenfassung und Trailer auf Sougou).

Einen besonderer Leckerbissen für Filmliebhaber und Sinonerds gleichermaßen bietet die restaurierte Fassung des taiwanesischen Klassikers “Daughter of the Nile” aus dem Jahre 1987 über das Leben der Jugend im Taiwan der 80er Jahre.

Eine vollständigen Liste der Filme 2016 haben wir hier für Euch zusammengetragen:

Als Beitrag im internationalen Wettbewerb um den goldenen Bären:

Crosscurrent (长江图) von Yang Chao (杨超), VR China

Sozialkritische Filme in der Kategorie Panorama:

Dog Days (三伏天) von Jordan Schiele, Hong Kong (VR China)

My Land (吾土) von Fan Jian (范俭), VR China

Aus der Kinder- und Jugendsektion Generation:

What’s in the Darkness (黑处有什么) von Wang Yichun (王一淳), VR China

In der Sektion Berlinale Shorts werden folgende Beiträge gezeigt:

Weißer Vogel (百鸟) von Wu Linfeng (吴林峰), VR China (30 Min.)

Ankern Verboten (禁止下锚) von Chiang Wei Liang (曾威量), Taiwan (16 Min.)

Im Berlinale Forum läuft:

Life after Life (枝繁叶茂) von Zhang Hanyi (张撼依), VR China

Old Stone (老石) von Johnny Ma (马楠), VR China/Kanada

Ta’ang (德昂) von Wang Bing (王兵), Hong Kong (VR China)/Frankreich

Triviṣa (樹大招風) von Frank Hui (許學文), Jevons Au (歐文傑), Vicky Wong (黃偉傑), Hong Kong (VR China)

City of Jade (翡翠之城) von Midi Z (趙德胤), Taiwan/Myanmar

Aus der Kategorie Kulinarisches Kino:

Wanton Mee (云吞面) von Eric Khoo (邱金海), Singapur

Taiwan der 80er in den Berlinale Classics:

Daughter of the Nile (尼罗河女儿) von Hou Hsiao-hsien (侯孝贤) (1987, digital restauriert), Taiwan: Sonntag, 14.02.2016, CinemaxX 8

Begleitende Ausstellungen im Forum Expanded:

Action at a Distance (超距作用) von Yin-Ju Chen (陈滢如), Taiwan (Videoinstallation, 9 min)

BBR 1 – No. 1 of Blossom Bud Restrainer (抑花一号) von Liu Chuang (刘窗), VR China (Videoinstallation, 5 min)

Terra Nullius or: How to be a Nationalist (无主之地:一部台湾电影) von James T. Hong (洪子健), Taiwan/USA (Videoinstallation, 79 min)

Besonders erwähnt sollen noch zwei Filme nicht aus, aber über China sein. Der niederländische Dokumentationsfilm “Inside the Chinese Closet” von Sophia Luvarà porträtiert ein Paar aus Shanghai und beleuchtet den familiären Druck, der zwei homosexuelle Menschen in eine heterosexuelle Ehe zwingt. Und in seinem Film “The Music of Strangers: Yo-Yo Ma and the Silk Road Ensemble” skizziert Morgan Neville das Leben von Yo-Yo Ma und einzelner Musiker des Silk Road Projects, das musikalisch zum interkulturellen Ideenaustausch beitragen möchte. Genannt sei auch noch die Videoinstallation “The Pink Detachment” der US-Amerikanerin Jen Liu, die sich auf die chinesische Modelloper “Das rote Frauenbatallion” bezieht.

In den nächsten Tagen werden wir Euch einige dieser Filme vorstellen und verraten, ob sie sehenswert sind. Wenn Ihr Lust bekommen habt, noch mehr über das Thema Film in China zu erfahren, schaut bei unserem Spotlight Chinesischer Film vorbei.

Pinyin und Berlinale Titel aller genannten chinesischen Ausstellungs- und Filmtitel:

长江图 (chángjiāng tú): Crosscurrent
三伏天 (sānfútiān): Dog Days
吾土 (wú tǔ): My Land
黑处有什么 (hēi chǔ yǒu shénme): What’s in the Darkness
百鸟 (bǎi diǎo): Weißer Vogel
禁止下锚 (jìnzhǐ xiàmáo): Ankern Verboten
枝繁叶茂 (zhī fán xié mào) Life after Life
老石 (lǎo shí): Old Stone
德昂 (dé’áng): Ta’ang
樹大招風 (shù dà zhāo fēng): Triviṣa
翡翠之城 (fěicuì zhīchéng): City of Jade
云吞面 (yúntūn miàn): Wanton Mee
尼罗河女儿 (níluóhé nǚ’ér): Daughter of the Nile
超距作用 (chāojùzuòyòng): Action at a Distance
抑花一号 (yì huā yīhào): BBR 1 – No. 1 of Blossom Bud Restrainer
无主之地:一部台湾电影 (wú zhǔ zhī de: yī bù táiwān diànyǐng): Terra Nullius or: How to be a Nationalist

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Johannes Haupt

Author:Johannes Haupt

Als Deutschlehrer in Gansu und Austauschstudent in Shanghai und Nanjing ist Johannes viel in China herumgekommen. In seiner Freizeit ist er ein Freund von allem Digitalen und Fan des chinesischen Internets. Johannes findet Chinesisch einfach cool und möchte das Leben in China für Deutsche greifbar machen. Zurzeit studiert er im letzten Mastersemester Business Analytics und Marketing in Berlin.