Der Film Dog Days von Jordan Schiele lief in der diesjährigen Berlinale in der Kategorie Panorama Special. Clara war für sinonerds dabei und wurde vom winterlichen Berlin in den schwülen Sommer Südchinas versetzt.
Glühende Hitze und nasse Haut: Was das sommerliche Brodeln in Chinas Großstädten betrifft, lässt der Berlinale-Film Dog Days 三伏天 nichts zu wünschen übrig. In der düsteren Geschichte geht es um Lulu, eine Tänzerin vom Land, die herausfindet, dass ihr Freund mit dem gemeinsamen Baby spurlos verschwunden ist. Gemeinsam mit Sunny, einer gelegentlichen Drag Queen – übrigens vom jungen Lanshan Luo gespielt, der bei Jia Zhangkes Touch of Sin (hier unsere chinesische Review) begeisterte – macht sie sich auf den Weg nach Changsha, um nach ihm und vor allem ihrem Kind zu suchen.
Tage der Hitze und himmlischer Gewalt
Der Titel des Films reflektiert dessen Handlung auf mehreren Ebenen: Die „dog days“ sind die heißesten Tage des Jahres – eine wohl gemeisterte Atmosphäre von stickiger, verrauchter Landluft und unangenehmen Nahaufnahmen von mit Schweißperlen belegter Haut.
Auf Chinesisch sollen 三伏天 auch noch eine andere Bedeutung haben: In alten Zeiten waren diese Tage des Jahres dafür berüchtigt, durch himmlische Einwirkung nur zu schlechten Entscheidungen und Unglück zu führen. Der Weg des unwahrscheinlichen Duos Lulu und Sunny vom Vorort in die Großstadt könnte verhängnisvoller nicht sein: Neben der unklaren Verstrickung zwischen dem schwulen Sunny und Lulus Freund (gar ein Liebespaar?!) soll letzterer auch noch das Baby an einen Arzt verkauft haben. Doch Lulus allgegenwärtiger Mutterinstinkt lässt nicht locker…
Dog Days zieht die Kinobesucher vor allem mit seiner Bildsprache in den Bann. À la Wong Kar-Wai oder sogar Hou Hsiao-hsien wirkt er mit dunkler, melodischer Musikbegleitung manchmal feucht-hitzig, manchmal mystisch-verklärt. Auch wenn die Handlung schon fast zu nah am Leben spielt – die Aufnahmen scheinen teilweise Echtzeit-Länge zu haben – kann man bei dieser Geschichte zwischen einsamer Verzweiflung und Gefühlswirren einfach nicht wegsehen.
Wer also noch nicht genug von großstädtischer hotpot-Luft bekommen hat – dies ist der passende Film!