Bei jeder chinesischen Familie ist zum Frühlingsfest der Tisch immer besonders reich gedeckt. Die riesige Auswahl an Köstlichkeiten variiert je nach Vorlieben, aber dann gibt es da noch ein paar Gerichte, die auf keinen Fall fehlen dürfen. Eines davon sind Jiaozi (饺子), die berühmten Teigtaschen aus dem Norden Chinas, die einfach jeder liebt!
Weil es zum Frühlingsfest immer 饺子 gibt und weil man sie eigentlich zu jeder Zeit genießen kann, versorgen wir euch heute mit einem Rezept dafür. Sie zu machen ist viel leichter als man denkt, denn nach fünf Schritten ist man schon am Ziel. Da wären:
1. Teig vorbereiten
2. Füllung vorbereiten
3. Teig ausrollen
4. 饺子 bauen
5. Kochen — und fertig!
Teig 面团
Fangen wir beim Teig an. Dafür braucht man nur Mehl, Wasser und ein bisschen Salz. Für drei bis fünf Leute kann man locker eine ganze Tüte Mehl verbrauchen, beim Wasser sollte man sich vorsichtig herantasten. Um alles zusammenzukneten hilft eine Rührmaschine. Wer so etwas nicht hat, der macht sich per Hand ans Werk. Wichtig ist, dass der Teig schön elastisch wird. Dafür muss er gut durchgeknetet werden und darf nicht zu trocken sein. Wenn man einen schönen Batzen zusammengeknetet hat, kommt der Teig in eine Schüssel (zugedeckt), um für eine Weile zu ruhen (so bekommt er die richtige, dehnbare Konsistenz). Eine halbe Stunde reicht völlig. In der Zeit kann man sich gleich um die Füllung kümmern.
Füllung 馅儿
Ab zum nächsten Schritt also. Im Prinzip kann man dem eigenen Geschmack hier freie Wahl lassen. Wir haben eine Variante mit Rindfleisch und eine mit Lammfleisch zu bieten, aber natürlich darf jeder beliebig seine eigenen Kreationen schaffen. Für die Rindfleischfüllung haben uns sechs Zutaten gereicht: Das Fleisch (Hack oder klein geschnittenes Gulasch), Sellerie, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Sojasoße und Sesamöl. Für das Lammfleisch gelten die gleichen Zutaten, nur haben wir hier anstelle des Sellerie einen Rettich und eine Karotte genommen. Was kann man zu den Mengen sagen? Tja, das haben wir geschätzt. Wenn man eine Fleischfüllung machen will, sollte keine Zutat das Fleisch überwiegen, im Übrigen einfach dem Augenmaß vertrauen. Nur beim Ingwer und den Frühlingszwiebeln sollte man nicht sparen! Am wichtigsten ist, dass alle Zutaten sehr fein gehackt werden, sodass sich alles richtig gut vermischt.
Ausrollen 擀饺子皮
Mittlerweile sollte der Teig schön elastisch sein. Dann machen wir uns jetzt ans Ausrollen! Hier nimmt man sich am Besten stückweise von dem großen Batzen Teig aus der Schüssel. Nicht den ganzen Teig auf einmal rausnehmen, dann trocknet er zu schnell aus. Wir nehmen also einen etwas handlicheren Klumpen und rollen den in den Händen zu einer Teigwurst aus. Davon reißen wir einzelne Stücke ab, jedes nicht größer als eine Walnuss. Diese Bällchen drücken wir eins nach dem anderen in den Handflächen platt. Dann können wir es auf den Tisch legen und mit einem Nudelholz (am Besten eins aus China, ohne Griffe!) ausrollen. Am Ende sollen dabei kleine Scheiben herauskommen, schön flach und gleichmäßig. Dieser Teil fordert am Anfang etwas Geduld, aber Übung macht den Meister! Ist kein Nudelholz parat, kann man eine zylinderförmige, größere Glasflasche (wie etwa eine 0,5 l Flasche Bier) vom Etikett befreien – 差不多, passt so!
Bauen 包饺子
Als nächstes geht es ans Bauen. Die Füllung muss in die Teigscheiben, und zwar so, dass es keine Löcher gibt. Um das Design kann man sich später kümmern. Wer schon eine Falttechnik kennt, kann diese benutzen. Ansonsten haben wir hier auch ein kleines Step-by-Step-Foto. Für das gute Schließen der 饺子sollte der Teig nicht zu trocken sein, daher sparsam mit dem Anti-Klebe-Mehl auf dem Tisch umgehen. Auch hier gilt: je mehr man macht, desto schöner die 饺子.
Kochen 煮
Jetzt haben wir es fast geschafft! Nur noch in einem großen Topf Wasser aufsetzen, ein bisschen salzen, und wenn es kocht, die 饺子 vorsichtig hineingeben. Wenn man eine gute Menge im Topf hat, auch mal sachte umrühren. Dann kleben die Taschen nicht am Topfboden. Wenn die 饺子 an die Oberfläche kommen, sollten sie eigentlich fertig sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einfach ein, zwei Minuten weiterkochen und eine zum Probieren aufschneiden. Nur noch in dunklen Reisessig (in jedem chinesischen Supermarkt zu kaufen) oder zur Not in Sojasauce mit gewöhnlichem Tafelessig dippen und schnabulieren. Wer die Cojones hat, mischt noch gehackten Knoblauch in den Essig.
Guten Appetit zu 春节, 万事如意 und ein frohes neues Jahr!
Rezept für 4-5 Personen
Teig:
- 1 kg Mehl
- ca. ½ l Wasser (nach und nach zu dem Mehl geben)
- 1 Prise Salz
Füllung:
- 300 g Lammfleisch
- 1 Karotte
- 1 Rettich (so groß wie ein Tennisball)
- 3 Frühlingszwiebeln
- 50 g Ingwer
- 3 EL helle Sojasoße
- 1 TL Sesamöl
- 1 Prise Salz
- 300 g Rindfleisch
- 2 Stangen Sellerie
- ½ Zwiebel
- 3 Frühlingszwiebeln
- 50 g Ingwer
- 3 EL helle Sojasoße
- 1 TL Sesamöl
- 1 Prise Salz
Alle Zutaten so klein wie möglich hacken!
Übersetzung und Pinyin der im Text verwendeten Wörter:
- 春节 chūn jié: Das chinesische Frühlingsfest
- 饺子 jiǎo zi: Teigtaschen (Jiaozi)
- 面团 miàn tuán: Teig
- 馅儿 xiànr: Füllung
- 擀 gǎn: ausrollen (für Teigscheiben wie für Jiaozi)
- 饺子皮 jiǎo zi pí: Teigscheiben (Jiaozi-Hüllen)
- 包 bāo: “einpacken/bauen” (für Jiaozi und andere Teigtaschen)
- 煮 zhǔ: kochen
- 万事如意 wàn shì rú yì: In etwa “mögen alle deine Wünsche in Erfüllung gehen” (ein typischer Neujahrsgruß)