Ideensprudel Down Under: Die Asia Pacific Week

Glücklich ist jeder, der Spaß an seinem Studium hat. Aber selbst im spannendsten Studiengang wird das eigene Institut ab und an zu klein: Ein Semester lang sind interessante Seminare rar oder der Lieblingsdozent macht gerade eine kreative Pause. Neue Ideen müssen her! Hier möchte ich einen wahrhaftigen Ideensprudel aus meiner eigenen Erfahrung vorstellen, an dem auch in der nächsten Runde wieder alle sinonerds teilnehmen kann — die Asia Pacific Week am anderen Ende der Welt.

Die Australian National University in Canberra lädt jährlich Studierende aus aller Welt ein, eine Woche lang über das neueste Geschehen in der asiatisch-pazifischen Region zu  diskutieren. Australien sieht sich als Teil dieses dynamischen – wenn auch gigantischen –  Erdteils und investiert daher in großem Maßstab in Forschung, die auf Asien fokussiert ist und sich über alle Disziplinen erstreckt. So beherbergt die ANU die höchste Konzentration an englischsprachigen China-Experten weltweit. Gleichsam hoch ist die Diversität der Konferenz. Das Spektrum der Asia Pacific Week erstreckt sich von Indien über Indonesien bis Neuseeland. Und keine Frage: China ist mittendrin.

Wie geht’s zur APW?

Die Konferenz findet Anfang Juli statt und fällt so mitten in den australischen Winter. Aber die frischen Temperaturen in der Hauptstadt können den überaus warmen Empfang der Organisatoren nicht trüben. Als Delegierter bekomme ich einen üppigen Zuschuss für meine Reisekosten und dazu für eine Woche Kost und Logis auf Top-Niveau. Wer Ende Juni/Anfang Juli noch nichts vorhat, tut also gut daran sich das Datum freizuhalten!

Selbstredend gibt es diese Konferenz inklusive Weltreise nicht ganz umsonst. Die Bewerber schicken im März (auch vormerken!) ein Internetformular an das Komitee, die sich dann die spannendsten Profile aussuchen. Zum Bewerbungsformular gehören eine Selbstvorstellung, der bisherige Studienverlauf und zusätzlich ein kleines Abstract über ein vorgegebenes Thema, wie etwa „Democracy in the Asia-Pacific“.

Die Delegierten haben also alle einen klaren Studienbezug auf die asiatisch-pazifische Region oder eines seiner Länder. Aber keine Angst vor zu hohen akademischen Anforderungen! Die besten Chancen haben diejenigen, die gerade ihren Bachelor oder Master abschließen; denn natürlich hofft die Universität durch die Werbung für ihr Kursprogramm einige neue Gesichter behalten zu können.

Von Mikrostaaten und Wargames

Während der Konferenz bin ich als Delegierter vollständig ausgebucht. An jedem Tag gibt es Debatten, die meist als Podiumsgespräche beginnen und dann ans Plenum weitergereicht werden. Die Vielfalt der Themen ist beeindruckend: Während wir vor dem Mittagessen noch über ethnische Konflikte diskutieren, finden wir uns danach gut gestärkt in einem Wortgefecht über Englisch als asiatische Sprache wieder, wonach wiederum Beiträge über die Bedeutung der Mikrostaaten in der Region folgen. China besetzt in fast allen Diskussionen einen prominenten Platz, besonders dort, wo die Themengebiete Demokratie und Sicherheitspolitik berührt werden. Aufgelockert wird das Programm durch innovative Sitzungen, wie die Wargame-Simulation, welche passenderweise von einem Admiral der australischen Marine geleitet wird.

Der größte Schatz der Konferenz sind ihre Teilnehmer. Das Programm ist impulsreich und bietet einen fabelhaften Ausblick auf neue Ideen. Noch erstaunlicher ist aber die Vielfalt an Menschen, die es zusammenbringt. Ich lerne eine Schweizerin kennen, die in Seoul an ihrem PhD in Indologie arbeitet. Später einen Panamaer, der nun sein siebtes Jahr in Beijing lebt. Und eine Australierin, die in ihrem Studium die Verwandtschaft von Thai und Sanskrit untersucht. Die Konzentration an verschiedenen Perspektiven an dieser hochdynamischen Region macht die Asia Pacific Week zu einem echten Juwel. Da öffnen sich auch im heimischen Kurrikulum für jeden neue Blickwinkel. Und vielleicht lässt sich sogar ein völlig neues, persönliches Forschungsinteresse gewinnen.

Wichtige Infos
  • Zeitraum der Konferenz: Jährlich zwischen Ende Juni bis Anfang Juli.
  • Bewerbungszeitraum: Jährlich ca. Februar-April
  • Die gesamte Konferenz sowie die Bewerbung sind auf Englisch
  • Kenntnis einer asiatischen Sprache ist hilfreich und willkommen
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sinonerds-Autor*in

Lewe Paul

Lewe hat Chinastudien an der Freien Universität Berlin studiert und in Australien einen Master in Asia Pacific Studies gemacht. Er ist begeistert von der chinesischen Sprache, liebt Taiwan und lebt zurzeit in Berlin.

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